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Pilze Pilze Forum Archiv 2002

Zurück aus Dänemark

Geschrieben von: Thomas Pruß
Datum: 15. Juli 2002, 08:48 Uhr


Moin Pilzgemeinde,
nach 2 Wochen Urlaub hat mich mein Computer jetzt wieder, und das nutze ich mal, um meine Beobachtungen aus Dänemark aufzuschreiben.
Mein Urlaub führte mich nach Sønderby nördlich von Hvide Sande an der Nordseeküste DKs. Eine ausgesprochen pittoreske Landschaft, die hauptsächlich durch Dünen und alte Westwall-Bunker bestimmt wird. Angeltechnisch war es ein absoluter Traum, aber pilztechnisch war es nicht minder interessant. Dänemark selbst hat ja nicht sehr viel Wald, doch nördlich von Sønderby gibt es die „Husby-Plantage“ (Plantage = Wald). Er ist nicht besonders groß, besticht aber durch seine Vielfalt an Bäumen und Pilzen. Es handelt sich um ein Schwarzdünengebiet, dessen Aufforstung vor ca. 120 Jahren begann. Neben Eichen, Buchen, Fichten und Tannen wachsen hier Krüppelkiefern. Die sind nicht mehr als 3 bis 4 m hoch, wuchern aber dafür ganz dicht über den Boden. So dicht ist dieses Gestrüpp, dass an ein Durchkommen kaum zu denken ist. Wir hatten ja noch einigermaßen Wetter (fast jeden Tag Windstärke 6 bis 8 und dazu Schauer, aber auch viel Sonne dazwischen). Doch wenn man so ein Gebiet im Novembernebvel aufsucht, wird’s ausgesprochen unheimlich. Der Waldboden ist fast knöcheltief bedeckt mit einer Moosschicht oder mit einer Art Moosbeere, die ein unglaublich sattes Grün „abstrahlt“. Die Beeren, etwa so groß wie Heidelbeeren sind schwarz und schmecken wässrig süß.
Nun, in diesem Wald fanden wir die „Avenue de Cantherelle“, die Pfifferlingsstraße: Die Waldwege (und nur die) waren mit Unterbrechungen über 10 bis 30 m mit einem goldgelb gesprenkelten Rand gesäumt: Tausende und abertausende winzigkleiner Pfifferlinge. Dazu kamen dann noch als zusätzliche Farbflecken große Mengen von Apfeltäublingen, die aus dem grünen Moosteppich ganz besonders prächtig lohten.
Es gibt nicht viele Pilzsammler in Dänemark, doch ich traf einen, der sich sehr gut auskannte. Einen heißen Tipp, wo ich die Dünenstinkmorchel finden würde (in dem Gebiet natürlich ein ganz besonderes Objekt meiner Begierde), konnte er mir zu dieser Jahreszeit noch nicht geben, doch er erzählte mir, dass die Wälder ab Ende Juli bis in den November geradezu überquellen von Pilzen aller Art. Offensichtlich sagt ihnen das Millieu sehr zu, denn der Sandboden ist sauer, und die Vielfalt an Pflanzen tut ihr Übriges für einen artenreichen Pilzbestand.
Ich kann jedem Mykophilen und Mykophagen und mykophilen Mykophagen nur empfehlen, wenn möglich einen Abstecher nach DK zu machen. Es ist egal, ob man an die West- oder Ostküste fährt, oder ob man sich die Wälder im Landesinnern von Jütland vorknöpft – hier wartet ein echtes Potential, das es in dieser Reichhaltigkeit nur in wenigen deutschen Wäldern gibt (sag’ ich jetzt einfach mal so).
Grüsslis
Thomas

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