: Ich muß mal ganz dumm fragen, wonach riecht Karbol eigentlich?
Hallo,
Geruch nach Karbol:
Desinfektionsmittel, Spital.
Geruch nach Tinte ist auch recht zutreffend.
Geruch nach Schweiss wird auch angegeben.
Du musst den Geruch der Pilze einmal in der Nase gehabt haben, dann kannst Du ihn Dir einprägen.
Das Problem in der Praxis ist, dass oktoberkalte Pilze oft nicht riechen.
Ich halte den Stiel dann oft unter warmes Wasser oder reibe genug lange daran, bis der Geruch erscheint.
: Bis jetzt habe ich an Champignons nur Wiesen-und Anis-Ch. gesammelt.
Genau mit den ganzen Anischampignons kannst Du den Karbolchampignon verwechseln!
Da gibt es noch weitere Merkmale:
- Das in der Literatur angegebene Reiben der Stielbasis, die sich chromgelb verfärben soll, ist für die Praxis nicht tauglich, denn gerade diese Basis ist meist von Würmern zerfressen und man zerreibt sie nur zu braunen Krümelchen.
- Die Chromgelbe Verfärbung zeigt sich im Versuch bei geschlossenen Hüten am Schnellsten am Hutrand, der am Stiel anliegt.
An dieser schmalen Zone an der Unterseite berührt, "blitzt" das Chromgelb sekundenschnell auf.
Es ist ein metallisches, ekliges Gelb, im Gegensatz zum warmen Zitronengelb der Anischampignons.
- Das Verhältnis von Stiellänge zu Hutgrösse ist für die Praxis nicht tauglich, denn die Sammler bringen die Pilze oft mit abgeschnittenen Stielen, wie Du auf dem Bild sehen kannst.
Weitere Merkamale kannst Du gut auf meinem Foto sehen:
- Du siehst überall graue Flecken und graue Kratzer auf den Hüten.
Diese verletzten Stellen haben sich in wenigen Sekunden chromgelb verfärbt, als der Sammler sie berührte.
Typisch für Karbolchampignons ist, dass diese gelbe Verfärbung sich in ein Grau umwandelt.
Das ist bei den Anischampignons nicht der Fall, sie werden mit weiteren Berührungen immer gelber, allerdings ein sanftes, nicht leuchtendes Gelb.
- Die Huthaut bei Karbolchampignons glänzt nicht so wie bei Anischampignons. Oft haben sie etwas wie glatter Kalkverputz, düster.
Da ist jetzt das geschlossene Exemplar links vorne auf dem Foto nicht so typisch, der aufgeschirmte Pilz rechts jedoch sehr.
- Du siehst leuchtende, rosa-vielette Lamellen.
Anischampignons haben jung sanft rosa-creme-fleischfarbene Lamellen, bevor sie nachdunkeln, nie so leuchtende Farben.
Diese leuchtenden Farben kennst Du allerdings vom Wiesenchampignon, bei ihm sehen die Lamellen ähnlich aus wie beim Karbolchampignon.
- Die vielzitierte Trapez- oder Tonnenform der Hüte beim Karbolchampignon ist für Anfänger ein schwieriges Merkmal.
Man muss schon viele Karbol- und Anisegerlinge gesehen haben, um zu verstehen, was das heisst.
Die Hüte sehen oft aus, als hätte jemand eins oben drauf gehauen und sie abgeplattet.
Beim aufgeschirmten Hut rechts unten siehst Du das gut, Hutrand nach unten, oben flach.
Aber auch bei dem halb aufgeschirmten Hut ganz vorne.
Der kräftigfleischig-unförmig-verbogen gebaute Hut oben links ist auch eine typische Ausprägung der Art.
Generell:
Es ist die Kombination der aufgezählten Merkmale, die eine Bestimmung möglich macht, für Anfänger langt ein Merkmal niemals!
Karbolchampignons können oft sehr untypisch sein, einzelne Merkmale kaum zeigen und dann sind sie sehr schwierige Pilze!
Lieben Gruss, Harald Andres