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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Balearen-Wulstlinge
Geschrieben von: jesko
Datum: 10. Februar 2012, 01:48 Uhr
Von Felix‘ und meinem Besuch auf Mallorca hatte ich gestern schon berichtet http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs/pconfig.pl?noframes;read=218800 und erste Funde vorgestellt. Heute soll es um die Gattung Amanita gehen, die ich gern als Beispiel für eine Gattung zitiere, die in Südeuropa eine deutlich größere Artenvielfalt hat als bei uns. Lassen wir mal die Scheidenstreiflinge außer Acht, dann fiele mir nur eine mitteleuropäische Amanita ein, die in Südeuropa nicht vorkommt.
Da wäre zunächst der Eierwulstling (Amanita ovoidea), den sicherlich viele mit dem Mittelmeerraum verbinden.
Eierwulstlinge haben wir bei unseren Exkursionen mehrfach gesehen, in reinen Kiefernwäldern, aber auch in Steineichenwäldern mit eingestreuten Kiefern.
Amanita proxima teilt zudem mit Amanita ovoidea dasselbe Habitat – beide Arten können vermischt wachsen. Ein auffälliges Merkmal der giftigen A. proxima ist die außen intensiv ocker gefärbte Scheide. Das zweite Unterscheidungsmerkmal ist – wie bei anderen Amanita-Arten auch (s.u.) – die Beschaffenheit des Velum partiale. Dieses ist bei A. proxima als häutiger Ring ausgebildet, der gern auch zerrissen sein und in Fetzen vom Hutrand herunterhängen mag.
Bei A. ovoidea löst sich das Velum partiale in Flocken auf, die auffällig den Hutrand säumen. Ein Ring ist hier in der Regel nur rudimentär ausgebildet.
Die dritte Amanita, die wir vorstellen möchten, ist in den mediterranen Kiefernwäldern nicht selten und mag es durchaus sandig:
Amanita gracilior ist nicht gerade eine kleine Art, und da mag es schon verwundern, warum ihr Autor gerade diesen Namen („die schlankere“) ausgesucht hat. Und wieder kommen wir auf die Beschaffenheit des Velum partiale zurück: A. gracilior bildet wie A. proxima einen häutigen Ring aus, und dieses Merkmal trennt sie von ihrer Schwesterart, der recht seltenen Amanita boudieri mit flockig aufgelöstem Velum partiale (wie bei A. ovoidea). Und gegen die wuchtige A. boudieri wirkt A. gracilior wohl tatsächlich etwas schmächtig – inde nomen!
Bei uns kommen ja mit A. strobiliformis und A. echinocephala zwei Nachbararten von A. gracilior und A. boudieri vor. Die beiden mediterranen Arten unterscheiden sich übrigens durch erheblich schlankere Sporen von unseren beiden Altbekannten. Aber auch diese hält man wiederum am besten anhand der Beschaffenheit des Velum partiale auseinander (flockig bei A. strobiliformis, häutig bei A. echinocephala). Über so viel amanitologisches Geschwätz ist die ganze Pracht inzwischen dahingegangen. Den verantwortlichen Mykoparasiten haben wir keinem Bestimmungsversuch unterzogen ...
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