Hallo Andreas,
besten Dank für Deine Erklärungen! Eigentlich hatte ich vorgehabt, Dir eine Mail mit meinen Fragen zu schreiben, aber nun hat es sich hier ergeben... vielleicht war Deine Antwort ja auch für andere Mitleser interessant.
Gestern hatte ich mit dem Kongorot und den Trameten schon ein bisschen rumprobiert, war aber mit dem Ergebnis nicht so recht zufrieden. Dünne Schnitte finde ich bei diesem holzigen Zeug immer noch schwierig, und durch die dicken Schichten ist die Farbe nicht richtig durchgedrungen. Die wenigen Male, wo ich was mit Exsikkaten gemacht habe, hatte ich die Schnipsel eben in Wasser quellen lassen, das dauert bei dünnem Material auch nicht lange. Bei Sporen habe ich allerdings, sogar bei frischem Material, immer das Gefühl, dass sie in den ersten 15 min. im Wasser größer würden?! Ich frage mich, ob das wirklich so ist oder ob sich nur meine hirninterne Optik auf den Mikroskop-Blick einstellt?
Viele Grüße - Rika
: Hallo Rika,
: Kongorot in SDS bedeutet, dass der Farbstoff "Congo Red" in Sodium
: Dodecyl Sulfat gelöst ist. SDS ist ein Mittel, das die Oberflächenspannung
: von Wasser reduziert und gleichzeitig das damit benetzte Objekt weicher
: und aufnahmefähiger macht. Der Farbstoff kann dann besser einziehen. SDS
: ist wichtiger Bestandteil in vielen Waschmitteln, Duschgels etc.
: Kongorot / NH3 bedeutet, dass "Congo Red" eben in Ammoniak gelöst
: wird, nicht in SDS. Ammoniak hat ebenfalls die Eigenschaft, das benetzte
: Gewebe weich und ausnahmefähig zu machen. Sogar noch stärker als SDS.
: So, daraus kannst Du also sehen, dass es einerseits ums Färben als solches
: geht, dafür dient das Kongorot, andererseits um die optimale Vorbereitung
: des zu färbenden Objektes. Dazu nutzt man dann verschiedene Mittelchen,
: die entweder (wie im Falle von Kongorot) das (Pilz-)Gewebe saugfähiger
: machen sollen oder im Falle von anderen Färbemitteln ein Austrocknen des
: Präparates verhindern sollen und gleichzeitig einen etwas besseren
: Brechungsindex als Wasser bieten: Lactoglyzerol, Lactophenol,
: Glycerinethanol, GSM, L4 und was es da alles noch gibt. Alles sind mehr
: oder weniger ähnlichen Mischungen mit Glyzerol und einem Weichmacher.
: ABER!!!
: Das ganze macht eigentlich nur Sinn, wenn man mit nicht-frischem Material
: hantiert. Habe ich Frischmaterial, dann brauche ich keine Weichmacher,
: dann brauche ich nichts gegen Austrocknung des Präparates (außer ich will
: Dauerpräparate herstellen) - ich brauche einfach nur ein Färbemittel. Das
: kann dann genausogut in Wasser gelöst sein - vorausgesetzt der Farbstoff
: löst sich in Wasser überhaupt.
: Im Falle von Helotiales ist es aber noch etwas komplizierter, denn da
: verändern sich Strukturen beim Absterben des Fruchtkörpers oft recht
: drastisch. Sporen und Asci schrumpfen um bis ca. 30 %, Zellinhalt fließen
: ineinander oder verschwinden ganz, u. ä. Fiesheiten.
: Da Kongorot als ziemlich toxische Substanz gilt (auf den Menschen bezogen),
: kann es gut sein, dass auch eine wässrige Lösung letal für die
: Asacomyceten-Strukturen ist. Ich werde das bei Gelegnheit ausprobieren,
: denn ich muss eh wieder neues Kongorot ansetzen. Da werde ich gleich mal
: ein paar Fläschen Kongorot /H2= machen, in verschiedenen Konzentrationen.
: Ich könnte mir vorstellen, dass eine stark verdünnte wässrige Lösung immer
: noch ganz nette Färbe-Ergebnisse bringt und die armen kleinen Orbilchen
: trotzdem am Leben lässt.
: Beim Kresylblau ist es ja auch so, dass da eine Verdünnug meines Kresylblaus
: reicht. Ein bischen CB auf den Objektträger und einen Tropfen Wasser
: daneben, das reicht meist. Da musst Du einbischen rumspielen und testen,
: wieviel CB aus dem Fläschchen in wieviel Wassertropfen eine gute Färbung
: der Sporenkörper bringt, ohne das ganze Präparat einheitlich
: tiefviolettblau zu färben.
: So, für's erst mal. Wenn noch Fragen sind - bitte gerne. Bin aber kein
: Chemiker ....
: beste Grüße,
: Andreas