Fliegenpilz - Erfahrungen mit der psychoaktiven Wirkung in Selbstversuchen



1. Material:
Die Pilze wurden im Hardtwald nördlich Karlsruhe Ende September 2001 gesammelt. Zu dieser Zeit war es nach einer längeren Regenperiode mit 25-29° C nochmals sehr warm. Es wurden an mehreren Standorten mittelgroße bis große Pilze gesammelt. Von diesen wurden die Hüte von den weißen Velumresten befreit, geputzt und danach getrocknet. Dazu wurden die radial in Teile geschnittenen Hüte im Backofen bei niedrigster Stufe und offener Klappe solange behandelt, bis sie die Konsistenz von Kartoffelchips hatten. Aus allem Material wurde ein Durchschnitt hergestellt, um die stark schwankenden Wirkstoffkonzentrationen auszugleichen.

2. Einnahme:
In den hier beschriebenen Versuchen wurde das getrocknete Material direkt pur gegessen. Es schmeckt würzig und süßlich, anfangs nicht unangenehm, nach einiger Zeit, speziell nach längerem Lagern allerdings immer schlechter.

3. Wirkung:

Die Gesamtdauer des Rausches liegt bei 4-12 Stunden

- mit 5 g Trockenmaterial (mehrere Versuche)
nach ca. 30 min Gefühl der Entspannung mit eher heiter-euphorischem Charakter. Angenehmes Körpergefühl. Wärmeempfinden. Leichter, aber angenehmer Schwindel tritt auf. Wahrnehmung unverändert oder höchstens etwas intensiviert. Dieser Zustand geht meistens alsbald in einen Halbschlaf über, in dem es zu Gedankenfluchten und so etwas wie Wachträumen kommt. Dabei ist der Kontakt zurv Außenwelt vermindert. Die Bereitschaft sich zu bewegen ist hier sogar stark vermindert. Umgekehrt kann es auch zu Bewegungsdrang mit betonter Tanzlust kommen. Diese beiden Verlaufformen können nacheinander in verschiedener Reihenfolge auftreten. Eine apetitanregende Wirkung ist immer vorhanden - Essen kann zu einem hohen Genuß werden! Der insgesamt sehr milde, aber angenehme Rausch klingt ohne Nachwirkungen aus.
Während der nächsten 1-2 Tage kommt es manchmal im Schlaf zu sehr intensiven, in aller Regel positiv eingefärbten Träumen (Flugträume; laute, schnelle und anstrengende Träume). Nach meiner Beobachtung werden Angstgefühle stark vermindert, diese Wirkung kann sich über längere Zeit hinziehen, auch nach längerer Abstinenz.

- mit 8,5 g Trockenmaterial
die voranstehend genannten Effekte treten deutlich heftiger auf. Es kommt zu einem starken Rausch mit intensivierter optischer und akustischer Wahrnehmung. Bei geschlossenen Augen kann es schon zu vereinzelten, diffusen Vorspiegelungen kommen. Der Halbschlaf ist tiefer und die Abkoppelung von der Außenwelt weitergehend. Auch der umgekehrte Effekt, der Bewegungsdrang, ist, falls vorhanden, dann stark intesiviert. Ein Gefühl großer Energie und Euphorie kann dazu führen, daß man anfängt umherzulaufen, zu tanzen oder sich irgendwie anders zu bewegen. Dabei kann die Körperkoordination beeinträchtigt sein. Ein Gefühl von Glückseligkeit und Friedfertigkeit ist meistens vorhanden. Gedankenfluchten vielfältiger Art treten auf.
Während des nächsten Tages, nach Abklingen des eigentlichen Rausches, kann ein Gefühl von Euphorie und Energie weiter bestehen, was besonders beim Tanzen zum Tragen kommt (Party!).
Die schon genannten Träumen treten bei höhere Dosierung häufiger auf.

- mit 12,5 g Trockenmaterial
alsbald starkes Schwindelgefühl, weitgehende Abkoppelung von der Außenwelt und tiefer narkotischer Schlaf. Beim zwischenzeitlichen "Erwachen" schwerer, halluzinogener Rausch. Außenwelt in drastischer Weise verändert. Alles scheint in Bewegung, von innerer Unruhe, pulsierendem Leben erfüllt. Farben und Formen sind in ständigem Wechsel. Dimensionen scheinen vertauscht. Größenverhältnisse sind auf kaum beschreibbare Weise verändert. Gefühl von Licht aus allen Richtungen. Schweres Schwindelgefühl. Farben sehr intensiv. Bewegungen nur noch mit großer Mühe möglich, ebenso klares, konzentriertes Denken.
Angstzustände möglich. Gefühl von gewaltiger Energie, gleichzeitig des Ausgeliefertseins. Alsbald wieder Abgleiten in narkotische Phase. Am nächsten Tag keinerlei unangenehme Nachwirkungen. Träume sehr heftig.

4. Fazit:
Der Fliegenpilz ist definitiv psychoaktiv. Bei meinen Versuchen kam es nur einmal zu Übelkeit, nie zu einem Kater oder sonstigen unangenehmen Nachwirkungen. In hohen Dosen ist der Pilz ein Halluzinogen, die Effekte sind anders und schwerer beschreibbar als bei psilocybinhaltigen Pilzen.



©Chrissy, 10.05.2003


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