Ein kleines Dorf Ostbayerns während der Nachkriegsjahre: Draußen auf den
Fluren und in den Wäldern herbstelte es bereits, obwohl es erst Ende
September war. Der häufige Regen der vergangenen Wochen hatte dem Herbst einen
erheblichen Vorschub geleistet. Einen Vorteil hatte dieser feuchte Spätsommer
jedoch: Die Pilze schossen regelrecht aus dem Boden, so dass es sie überall
in Massen gab. Da auch noch Vollmond war - was bekanntlich das Pilzwachstum
zusätzlich fördert - hielt es kein echter Schwammerlfreund mehr zuhause aus.
An solchen Tagen musste man einfach hinaus in die Natur, zur Jagd nach den
so begehrten Waldesfrüchten!
So kam auch das Oberhaupt einer vierköpfigen Familie am Wochenende von
einem mehrstündigen Waldgang nach Hause. Er war zwar erschöpft, aber dies wog
die reiche Pilzausbeute, die er gemacht hatte, bei weitem wieder auf. Unter
den vielen bekannten Pilzarten, die er gefunden hatte, waren auch einige
Champignons, die man noch nicht gegessen hatte. Da aber gute Bekannte der
Familie diese schon immer aßen, wollte man diese auch einmal probieren. Anfangs
hatte seine bessere Hälfte zwar noch einige Bedenken, doch konnte ihr Ehegatte
diese bald zerstreuen. So setzte sich nach dem Säubern und Zubereiten die
ganze Familie an den Tisch und ließ sich das Pilzmahl schmecken. Fast alles
wurde gegessen, bis auf einen kleinen Rest, den man der Katze gab. Dieser
schienen die Überreste ebenfalls zu munden.
Etwa eine Stunde war vergangen, als der Mutter das unruhige Verhalten der
sonst etwas trägen Katze auffiel, die von einer Ecke zur anderen schlich.
In Erinnerung an die vorangegangene Pilzmahlzeit, mit den erstmals probierten
Champignons, bekam man es mit der Angst zu tun. Eiligst fuhr die ganze
Familie in das nächste Krankenhaus und ließ sich in der Notaufnahme die Mägen
auspumpen, in der Meinung, giftige Pilze gegessen zu haben.
Als sie nach einigen Stunden wieder etwas beruhigt zu Hause eintrafen, kam
ihnen mit einem mal ihre Katze wieder in den Sinn. Was würde ihr geliebter
Haustiger wohl machen? Hoffentlich lebte er noch! Fieberhaft suchte die
ganze Familie nach der verschwundenen Katze, die sich vielleicht noch in
Todeskrämpfen winden würde. Doch die Überraschung war groß. Quicklebendig fand man
den Liebling der Familie hinter dem alten Küchenofen bei einem Wurf junger
Kätzchen. Nicht Giftpilze, sondern auf die Katze zukommendes Mutterglück war
also die Ursache ihrer Unruhe gewesen.
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