In China werden Heilpilze seit jeher verwendet
In China kennt man die heilende Wirkung der Pilze schon seit jeher.
Dieses Wissen, das bei uns noch im Mittelalter bekannt war, ging fast gänzlich verloren.
Erst jetzt tritt die Wissenschaft von der Heilbehandlung mit Großpilzen - der Mykotherapie -
wieder etwas in den Vordergrund.
Dass Heilkräuter gegen die unterschiedlichsten Krankheiten und den daraus entstehenden
Beschwerden angewendet werden können, ist allseits bekannt. i
Sagt doch schon ein alter und weiser Spruch: "Für jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen"!
Weniger bekannt dagegen ist, dass auch die unterschiedlichsten Großpilze bei
verschiedenen Krankheitsbeschwerden und zur Vorbeuge als Heilmittel angewandt werden können.
Damit ist nicht das Penicillin gemeint, das aus einem Schimmelpilz hergestellt wird und
auch nicht der Mutterkornpilz, der bei Geburten wertvolle Dienste leistete.
Ganz normale Wald- und Wiesenpilze, so wie Sie und ich diese während der Herbstwochen sammeln,
kann man in der Heilkunde anwenden.
Frühere Anwendungen in der Volksmedizin
In China, der Wiege der Mykotherapie gelten zahlreiche Pilze schon seit Jahrhunderten als
begehrte und wirksame Medizin. Bei uns waren diese Kenntnisse zum Teil noch in den berühmten
Kräuterbüchern des Hieronymus Bock, Peter Melius und Adamus Lonicerus dokumentiert.
Nach diesen alten Arzneibüchern verwendete man z.B. die Stinkmorchel (Phallus inpudicus)
gegen die Gicht. Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) wurde zur Blutstillung und der
Hallimasch (Armillariella mellea) als Abführmittel verwendet. Hier noch eine Passage aus dem
Kräuterbuch von Adamus Lonicerus im Jahr 1679 über das Judasohr (Aricularia auricula judae),
das im Volksmund auch "Holunderschwamm" genannt wird: "Hollunder schwämme löschen und trucken
nieder allerlei Hiz und Geschwulst, zuvor in Rosenwasser oder Wein gewicht und übergelegt."
In der traditionellen chinesischen Volksmedizin traut man dem Judasohr diese Heileigenschaften
jedoch nicht zu. Hier soll er nur die Gesundheit kräftigen und den Blutkreislauf fördern.
Forschungen auf dem Gebiet der Mykotherapie
Einer der schon seit vielen Jahren auf diesem Gebiet arbeitet, ist Jan Lelley, Professor für Mykologie.
Seinen Forschungen ist es zu verdanken, dass sich auch bei uns wieder mehr Menschen für dieses
wirksame Naturheilverfahren interessieren. In seiner im deutschsprachigen Raum wohl einzigartigen und
leicht verständlichen Veröffentlichung "Die Heilkraft der Pilze - Gesund durch Mykotherapie" gibt er
eine Übersicht über das gesamte Spektrum der Heilbehandlung mit Pilzen und pilzlichen Substanzen.
Dass an der Mykotherapie mehr dran ist als nur Aberglaube, zeigten einige Experimente.
Dr. Rolf Siek, Wissenschaftler einer Kölner Arzneimittelfabrik testete 1975 in Tierexperimenten
den Schopftintling (Coprinus comatus). Dabei stellte er fest, dass schon eine kleine Menge des Pilzes
zu erheblicher Blutzuckersenkung führte. Ein handelsübliches Antidiabetikum, das als Kontrollsubstanz
verwendet wurde, wirkte nur geringfügig stärker als der Schopftintling.
Schon 10 Jahre vorher führte der Mykologe Kronberger - der unter Diabetes litt - unter ärztlicher
Kontrolle Selbstversuche mit dem Schopftintling durch. Er fand heraus, dass neben dem
Schopftintling auch noch andere Pilze eine blutzuckersenkende Wirkung hatten.
Weitere vielversprechende Forschungen scheiterten jedoch am Desinteresse der Mediziner.
Ähnlich erging es Wissenschaftlern, die mit dem Judasohr bzw.
Holunderschwamm experimentierten. Schon lange wurde vermutet, dass der fernöstliche Verwandte dieses
Pilzes ein blutgerinnungshemmendes Prinzip enthalten könnte. Die Wissenschaftler Dr. Bruno Christ
und Dr. Kurt Kesselring wiesen diese Wirkung in Experimenten nach.
Danach kam jedoch die Enttäuschung. Die von den Wissenschaftlern im Pilz gefundene
antithrombotische Substanz war bereits bekannt, so dass kein Patent auf den Wirkstoff des
fernöstlichen Judasohrs beantragt werden konnte.
Was übrig blieb, war die Erfindung einer diätetischen Zubereitung aus Ballaststoffen und
aus dem antithrombotisch wirksamen Stoff des Pilzes. Die Bemühungen, Unternehmen zu finden,
welche dieses Produkt auf den Markt bringen würden, blieben letztendlich erfolglos.
Durch solche und ähnliche erfolgversprechende Forschungsergebnisse, die von
Seiten der Mediziner und der Industrie jedoch größtenteils auf Desinteresse stoßen, gehen
den Kranken letztendlich eine große Fülle von Substanzen verloren, von denen manche eine wichtige
Rolle in der Heilkunde spielen könnten.
Mykotherapie in China
In China sind zahlreiche Großpilze schon seit Jahrhunderten eine begehrte und wirksame Medizin.
Der Shii-take (Lentinula edodes) galt schon in der Mingdynastie (1368-1644) als Lebenselixier,
das Erkältungen heile, die Durchblutung anrege und Ausdauer erzeuge. Dieser Pilz gilt in Ostasien
nicht nur als Lebenselixier, er ist dort auch ein fester Bestandteil der Grundernährung.
Seit dieser Pilz bei uns in den Geschäften meist in getrockneter Form gekauft werden kann,
werden seine heilenden Eigenschaften auch bei uns langsam bekannt. Den Shii-take kann man übrigens
im Garten selbst züchten. Das Silberohr (Tremella fuciformis), das ebenfalls gezüchtet werden kann,
wird in China seit mindestens 400 Jahren gegen Tuberkulose, Erkältungskrankheiten und Bluthochdruck verwendet.
In Japan und in den anderen Ländern Ostasiens fiel die Kunde von der Heilkraft der Pilze ebenfalls auf
fruchtbaren Boden. Dort wurde auf diesem Gebiet weiter geforscht und so neue
Anwendungsmöglichkeiten entwickelt. In Japan, Korea, Taiwan und China werden mittlerweile
zahlreiche Produkte umgesetzt, die aus Extrakten von Shii-take, Schmetterlingsporling,
Spaltblättling, Glänzenden Lackporling und anderen Pilzen hergestellt werden.
Deren Heilwirkung basiert auf der Grundlage von jahrhundertelangen Erfahrungen in der
Volksmedizin sowie auf wissenschaftlichen Untersuchungen.
Bei Sehstörungen hilft der Pfifferling
In der traditionellen chinesischen Volksmedizin werden viele Wald- und Wiesenpilze zur
Heilung von Krankheiten angewandt. Hier nur ein keiner Querschnitt aus dem breiten Spektrum:
Der Weiße Anis-Champignon (Agaricus arvensis) fördert die Verdauung und kuriert Bluthochdruck.
Die gleichen Heilwirkungen werden auch dem Fruchtkörper von Wiesenchampignon (Agaricus campestris)
und Riesenscheidenstreifling (Amanita inaurata) zugeschrieben. Der Hallimasch (Armillariella mellea)
der bei uns einer der häufigsten Herbstpilze ist und der als gefährlicher Baumzerstörer gilt,
soll Schwindel kurieren. Er wird aber auch bei Epilepsie angewandt.
Der Boletus edulis, besser bekannt unter dem Namen Steinpilz soll Muskeln und Gelenke entspannen.
Das gleiche gilt für Pfeffermilchling (Lactarius piperatus),
Pechschwarzer Milchling (Lactarius picinus) und Wolliger Milchling (Lactarius vellereus).
Und auch der allseits bekannte Butterpilz (Suillus luteus)
sowie der Körnchenröhrling (Suillus granalatus) sollen Erkrankungen der großen Gelenke kurieren.
Der Riesenbovist (Calvatia gigantea) soll Blutungen stoppen und Schwellungen kurieren.
Der Pfifferling bzw. Eierschwamm (Cantharellus cibarius) wird angewandt bei Sehstörungen.
Er soll auch gut für die Lunge sein.
Der Faltentintling, nach dessen Verzehr bis zu 24 Stunden danach kein Alkohol getrunken werden darf,
soll gut für die Verdauung sein und auch Schleim beseitigen.
Gut für die Verdauung ist auch der Schopftintling, er soll aber auch Hämorrhoiden kurieren.
LITERATUR UND QUELLE:
Jan Lelley:Die Heilkraft der Pilze, München 1997
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