Der Januar begann mild und windig, wie auch schon das Jahr 1997 endete.
Der in milden Wintern häufige Gemeine Trompetenschnitzling (Tubaria
furfuracea) trat schon in der ersten Woche auf Zweigen in Weinbergen und
in Parks auf. Die Milde Witterung erreichte am 11.01.1998 einen Höhepunkt.
In Freudenstadt wurden 18 Grad gemessen, ein neuer Januarrekord. Im Nadelwald in mittleren Lagen
erschien der Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides).
Die zweite Monatshälfte zeichnete sich durch deutlich kälteres Wetter
aus und brachte das spärliche Pilzwachstum zum Erliegen.
Erst Ende Februar wurde es wieder warm genug. Nun kam im Schwarzwald zu T. furfuracea
schon der Fichtenzapfenrübling (Strobilurus esculentus) hinzu.
Anfang März erschien dann in den Wäldern um Karlsruhe der Frühe
Zärtlling (Psathyrella spadiceogrisea). Mitte und Ende März
ermöglichte weiterhin recht warmes Wetter neben den Fichten- und Kiefernzapfenrüblingen
(S. esculentus + tenacellus) und dem Frühlingsweichritterling
(Melanoleuca cognata) auch einigen typischen Spätherbstpilzen wie
dem Violetten Rötelritterling (Lepista nuda), dem Fuchsigen R.
(L. flaccida) und dem Ziegelroten Schwefelkopf (Hypholoma sublateritium)
das Erscheinen. Das Fehlen längerer strenger Dauerfrostperioden im Winter
schien dies zu begünstigen.
Nahezu sommerliches Wetter zu Beginn des Monats April lockte den um diese Zeit fast
in jedem Jahr zu findenden Grünblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma
fasciculare), aber auch die ersten Rehbraunen Dachpilze (Pluteus cervinus)
und Weissmilchende Helmlinge(Mycena galopus) hervor. In Fichtenstreu war ein
kleiner brauner Trichterling (Cliotocybe vermicularis ??) mit deutlichen
Rhizomorphen häufig zu finden. Ab Mitte (15. - 20.) kamen die
Maipilze (Calocybe gambosa) zuhauf. Auch Speisemorchel (Morchella
esculenta), Käppchenmorchel (Mitrophora semilibera) und Becherlorchel
(Helvella acetabulum) bevölkerten die Auwälder bei Karlsruhe.
Das Aprilende zeigte sich bereits ausgesprochen pilzreich: Waldfreundrübling
(Collybia dryophila), Narzissengelber Wulstling (Amanita gemmata),
Voreilender Ackerling (Agrocybe praecox), Porlinge (Polyporus squamosus + lepideus),
Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus), Glimmertintling (Coprinus micaceus),
Sägeblättling (Lentinus tigrinus) und Rettichhelmling (Mycena pura).
Vereinzelt fand ich Lepista sordida und Pluteus plebophorus.
Der Maibeginn verlief recht kühl so dass sich ausser Pholiotina aporos und immer
noch (!) dem Violetten Rötelritterling weiter nichts neues tat. Am 16. fand ich die ersten
Flockenstieligen Hexenröhrlinge (Boletus erythropus), wohl begünstigt
durch hochsommerliche Wärme um den 10. Auch der weitere Verlauf des Monats war von
trockenem und warmem Wetter geprägt. Der Rotbraune Riesenträuschling
(Stropharia rugosoannulata) nutzte dies und erschien an seinem 'Stammplatz'.
Hinzu kamen in Karlsruhe der Stadtchampignon (Agaricus bitorquis) und im
Schwarzwald der Sommersteinpilz (Boletus aestivalis), der Frauentäubling
(Russula cyanoxantha) und der Breitblattrübling (Megacollybia platyphylla).
Die hochsommerliche Hitze Anfang Juni mit Temperaturen bis 35 Grad lockte Stinkmorcheln (Phallus
impudicus), Perlpilze (Amanita rubescens), Pfifferlinge (Cantharellus
cibarius) und Pfeffermilchlinge (Lactarius piperatus) hervor. Auch der
Behangene Faserling (Psathyrella candolleana) wurde nun häufiger gesichtet.
Der Kegelige Risspilz (Inocybe rimosa) und der Waldanischampignon (Agaricus silvicola)
traten an ihren altbekannten Plätzen auf.
Auf Wiesen zeigte sich ab Mitte Juni der Halbkugelige Ackerling (Agrocybe semiorbicularis)
und der Bleigraue Bovist (Bovista plumbea). Ende des Monats gabs dann bei weiterhin feuchtwarmem
Wetter die ersten Maronen- und Rotfussröhrlinge (Xerocomus badius + chrysenteron) sowie
Flaschenboviste (Lycoperdon perlatum). Bei Karlsruhe gabs auch Schafchampignons
(Agaricus arvensis) zu finden.
Relativ kühle Witterung Anfang Juli brachte ein explosionsartiges Pilzwachstum mit sich.
Neben den weiterhin fruktifizierenden 'Junipilzen' kam nun eine für den Hochsommer
ungewöhnliche Vielfalt aus dem Waldboden. In der ersten Woche waren dies:
Roter und Violetter Lacktrichterling (Laccaria laccata + amethystina), Samtfusskrempling
(Paxillus atrotomentosus), Schwarzblauender Röhrling (Boletus pulverulentus),
Europäisches Goldblatt (Phylloporus pelletieri), Ockertäubling (Russula ochroleuca),
Gemeiner Scheidenstreifling (Amanita vaginata), Purpurner Holzritterling (Tricholomopsis
rutilans), Kampfermilchling (Lactarius camphoratus), Löwengelber Dachpilz
(Pluteus leoninus), Spindeliger Rübling (Collybia fusipes) und
Rettichhelmlinge (Mycena pura). Auf Wiesen der Nelkenschwindling (Marasmius oreades).
Mitte des Monats dann pünktlich wie jedes Jahr der Dickschalige Kartoffelbovist
(Scleroderma citrina). Mit ihm eine Vielzahl weiterer Pilze. Die Herbsttrompete
(Craterellus cornucopioides) war sehr früh. Unter Esskastanien gabs
Mandeltäubling (Russula laurocerasi), Vollstieligen Leistling
(Pseudocraterellus sinuosus), Orangefarbenen Scheidenstreifling (Amanita
crocea), Grünfelderigen Täubling (Russula virescens)
und den Tintenfischpilz (Clathrus archeri) zu besichtigen.
Auffallend häufig auch der ansonsten seltene Schönfussröhrling (Boletus
calopus) und der Rauhfussweichritterling (Melanoleuca verrucipes). Ansonsten:
Parasol (Macrolepiota procera), Stinktäubling (Russula foetens),
Gallenröhrling (Tylopilus felleus), Düsterer Röhrling
(Porphyrellus pseudoscaber) und Fuchsiger Scheidenstreifling (Amanita fulva).
Wärmeres Wetter in der zweiten Monatshälfte (bis 37 Grad am 20.) behinderte die Entwicklung nicht. Es
erschienen sogar Arten die normalerweise erst später im Jahr erwartet werden:
Fichtenreizker (Lactarius deterrimus), Geflecktblättriger Flämmling
(Gymnopilus penetrans) und Grubenlorchel (Helvella lacunosa). Der
Pfifferling (Cantharellus cibarius) trat in Massen und in z.T. riesigen (>10 cm Durchmesser) Exemplaren auf.
Hinzu kamen: Milder Wachs-, Dickblättriger Schwärz- und Kurzstieliger Weisstäubling
(Russula puellaris + nigricans + delica), Eichenmilchling (Lactarius quietus),
Mehlräsling (Clitopilus prunulus), Weissmilchender Helmling (Mycena galopus),
Rehbrauner und Löwengelber Dachpilz (Pluteus cervinus + leoninus),
Tränender Faserling (Psathyrella lacrymabunda), Kahler Krempling (Paxillus
involutus), Goldröhrling (Suillus grevillei), Safranschirmling
(Macrolepiota procera), Wurzelnde Schleimrübling (Xerula radicata),
Brätling (Lactarius volemus), Kammkoralle (Clavulina cristata)
und Keulenfusstrichterling (Clitocybe clavipes).
In Maisfeldern wuchs eine Conocybe (tenera ?) häufiger, auf Feldern
und Wiesen der Wiesenchampignon (Agaricus campestris). In Karlsruhe
gegen Ende des Monats wieder der Stadtchampignon (Agaricus bitorquis).
Der August brachte das von vielen lang erwartete sonnige, heisse und trockene Wetter. Mit Temperaturen
bis nahe 40 Grad wurde die Pilzschwemme rasch ausgetrocknet. Zu Anfang gabs noch folgende
'Neuerscheinungen' zu vermerken: Semmelstoppelpilz (Hydnum repandum), Ziegelroter
Schwefelkopf (Hypholoma sublateritium) und vereinzelt der Tonblasse Fälbling
(Hebeloma crustuliniforme). Die Hitze bis zum 20. überstanden nur einige
Kartoffelboviste (Scleroderma citrina) und Ockertäublinge (Russula ochroleuca).
Bis Anfang September war die Witterung kühl und trocken, also keine Pilze. Zudem war ich in Urlaub.
Ab Mitte September kam dann die Pilzinvasion! Durch Regenfälle zu Monatsbeginn war der Boden
feucht genug. Zunächst fiel ein Überfluss an Tonblassen Fälblingen
(Hebeloma crustuliniforme) auf. Fast rasig bedeckte er den Waldboden über weite
Flächen. Der Steinpilz (Boletus edulis) und der Flockenstielige
Hexenröhrling (Boletus erythropus) waren im Schwarzwald
aussergewöhnlich häufig. Im folgenden zähle ich erwähnenswerte der im September im Schwarzwald
und in den Wäldern um Karlsruhe gefundenen Arten auf:
Schwarzwald: Wiesenchampignon (Agaricus campestris) [häufig] ,
Wiesenstaubbecher (Vascellum pratense), Rosablättriger Egerlingsschirmling
(Leucoagaricus leucothites) [häufig], Flaschenbovist (Lycoperdon perlatum) [häufig],
Safranschirmling (Macrolepiota rachodes), Sommersteinpilz (Boletus aestivalis) [spät],
Dunkelscheibiger Fälbling (Hebeloma mesophaeum) [häufig] ,
Semmelstoppelpilz (Hydnum repandum) [früh],
Grüner Anistrichterling (Clitocybe odorata) [häufig], Grauer Wulstling (Amanita spissa),
Roter und Blauer Lacktrichterling (Laccaria laccata + amethystina) [sehr häufig], Klebriger Hörnling
(Calocera viscosa), Espenrotkappe (Leccinum versipelle) [erstmals seit Jahren] ,
Keulenfusstrichterling (Clitocybe clavipes) [häufig],
Geflecktblättriger Flämmling(Gymnopilus penetrans) [früh] ,
Amiantkörnchenschirmling (Cystoderma amianthinum) [häufig], Rotfussröhrling
(Xerocomus chrysenteron) [sehr häufig], Fichtenreizker (Lactarius deterrimus)
[erstmals seit langem wieder häufig], Zierlicher Riesenschirmling (Macrolepiota gracilenta),
Krönchenträuschling (Stropharia coronilla), Wolliggestiefelter Schirmling (Lepiota clypeolaria),
Gerippter Ritterling (Tricholoma acerbum) [blieb 1996 und 1997 aus],
Dünnfleischiger Anischampignon (Agaricus silvicola) [häufiger als normal],
Strubbelkopf (Strobilomyces strobilaceus), Pappelschüppling (Pholiota destruens),
Fliegenpilz (Amanita muscaria) [sehr häufig], Grünspanträuschling
(Stropharia aeruginosa) [häufig], Beutelstäubling (Calvatia excipuliformis),
Wieseltäubling (Russula mustelina), und noch viele mehr....
Karlsruhe: Blutender Helmling (Mycena haematopus), Nadelnscheidling (Volvariella hypopithys)
[zum ersten Mal gefunden], Stinkschirmling (Lepiota cristata) [häufig],
Zweifarbiger Lacktrichterling (Laccaria bicolor), Krause Glucke (Sparassis crispa),
Kahler Krempling (Paxillus involutus) [häufig], Cystoderma seminuda,
Spitzschuppiger Schirmling (Lepiota aspera), Spechttintling (Coprinus picaceus) [relativ häufig],
Hallimasch (Armillariella mellea) [sehr häufig], und und ...
Der Oktober war insgesamt sehr nass und frühe Fröste blieben aus, so dass sich die Pilze weiterhin
entfalten konnten. Neben dem Überfluss vieler Arten fiel aber auch die Seltenheit mancher sonst
sehr häufiger Pilze auf: So fand ich kaum einen Schopftintling (Coprinus comatus), relativ
wenige Gelbe Knollenblätterpilze (Amanita citrina) und auch die Schleierlinge (Cortinarius)
machten sich rar. Interessant im Oktober (neben den nun vermehrt aufkommenden Herbstpilzen): Lepiota felina,
die sowohl im Schwarzwald, als auch bei Karlsruhe relativ häufig war; massenhaft Grüne Knollenblätterpilze
(Amanita phalloides) bei Karlsruhe; Kegeliger Saftling (Hygrocybe conica) [häufig],
Schneeweisser und Wiesenellerling (Camarophyllus niveus + pratensis), Reifpilz (Rozites caperata)
[endlich wieder da], Seifenritterling (Tricholoma saponaceum) [häufig],
Eichenrotkappe (Leccinum quercinum) [zum ersten Mal], Gepunkteter Schneckling (Hygrophorus pustulatus)
[zum ersten Mal], Seidiger Ritterling und Grünling (Tricholoma columbetta + flavovirens)
[beide im Kastanienwald, ersterer häufig], Schärflicher Ritterling (Tricholoma sciodes)
[zum ersten Mal], Spitzkegeliger Kahlkopf (Psilocybe semilanceata), Goldflüssiger Milchling
(Lactarius chrysorrheus), Trompetenpfifferling (Cantharellus tubaeformis) [häufig],
Gilbender Erdritterling (Tricholoma scalpturatum) [das erste Mal], Veilchenritterling
(Lepista irina), Schwarzfaseriger Ritterling (Tricholoma portentosum) [häufig],
Leotia lubrica [sonst selten], Milder Wachstäubling (Russula puellaris),
Brandiger Ritterling (Tricholoma ustale), Erdblättriger Risspilz (Inocybe geophylla),
Zinnoberroter Träuschling (Stropharia aurantiaca) [zum ersten Mal],
Orangebecherling (Aleuria aurantia) [das erste mal seit einigen Jahren],
Glockendüngerling (Panaeolus campanulatus) [häufig], Karbolchampignon
(Agaricus xanthoderma), Sebacina incrustans [zum ersten Mal],
Goldfellschüppling (Pholiota aurivella) [das erste Mal], und natürlich die
üblichen 'Allerweltspilze'....
Auch die erste Hälfte des November war den Pilzen gewogen: Mild ohne Nachtfrost.
So kam die Herbstlorchel (Helvella crispa) häufig vor. Auch der Kaffeebraune
Gabeltrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis) war im Laubhumus und auf reichen
Wiesen zu finden. Dort auch die Dungbewohner: Düngerlinge (Panaeolus campanulatus +
acuminatus), Kahlköpfe (Psilocybe coprophila + semilanceata) und
der Halbkugelige Träuschling (Stropharia semiglobata). Auf Fichtenzapfen zeigte
sich der Mäuseschwanz (Baeospora myosura), ein sicheres Zeichen des sich dem
Ende zuneigenden Pilzjahres. Die Spätherbstpilze (Lepista nuda + nebularis,
Camarophyllus niveus, usw.) hielten sich bis zum ersten Frost: Mitte November setzte ein
früher Wintereinbruch der Herrlichkeit ein rasches Ende. Die letzten Pilze, die ich ausserdem noch
fand waren: Tintenfischpilze (Clathrus archeri) [noch nie so spät],
Bewimperter Filzkrempling (Ripartites tricholoma), Blauender Kahlkopf (Psilocybe cyanescens)
[siehe auch mein Selbstversuch],
Grosser Scheidling (Volvariella gloiocephala), Grünspanträuschling
(Stropharia aeruginosa) und Gemeiner Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea).
Die zweite Monatshälfte wurde vielfach von Dauerfrost und Schnee beherrscht.
Diese Periode setzte sich auch in den ersten
zwei Dezemberwochen fort, so dass das Pilzwachstum beendet wurde. Erst gegen Jahresende erlaubte
durchgreifende Milderung dem Gemeinen Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) und dem
Winterporling (Polyporus brumalis) das Erscheinen.
Insgesamt war 1998 eines der interessantesten und ergiebigsten Pilzjahre, an die ich mich
erinnern kann und entschädigte für die doch enttäuschenden beiden vorangegangenen.
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