Wissenschaftliche Pilznamen



Wozu das ganze?
Viele haben sich bestimmt schon gefragt, weshalb für die Bezeichnung von Lebewesen (also auch Pilzen) diese exotischen zweiteiligen Namen verwendet werden, die sich doch sowieso niemand merken kann. So heißt der Fliegenpilz mit wissenschaftlichem Namen Amanita muscaria, der Steinpilz Boletus edulis und der Pfifferling Cantharellus cibarius.
Die Gründe für dieses Vorgehen sind jedoch einleuchtend. Viele Pilze und Pflanzen besitzen schon in einer Sprache derart viele Volksnamen, daß eine eindeutige Zuordnung vielfach schwer fällt. Beispielsweise werden je nach Landstrich verschiedene Hahnenfußarten als Butterblume bezeichnet. Um einen internationalen Austausch überhaupt möglich zu machen, wurde das sogenannte binomische Nomenklatursystem eingeführt. In ihm erhält jedes Lebewesen einen lateinischen (oder lateinisierten) Gattungs- und Artnamen, die es eindeutig und international genormt kennzeichnen. Der Gattungsname faßt mehrere Arten mit ähnlichen Merkmalen zusammen. z.B. gehört der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) zur gleichen Gattung (Amanita) wie der obengenannte Fliegenpilz. Gattungen mit ähnlichen Merkmalen werden zu Familien zusammengefasst, Familien zu Ordnungen und so weiter. Eine Art ist jedoch immer durch ihren Doppelnamen eindeutig festgelegt.
Die Namen an sich wirken nur auf den ersten Blick fremdartig. Macht man sich erst einmal ihre Bedeutungen klar, so sagen sie teilweise viel über die entsprechende Art aus (vorausgesetzt, der namengebende Wissenschaftler hat sich etwas dabei gedacht). Es kommt aber auch vor, daß mit einem Namen eine Person geehrt, oder das Vorkommen in einem bestimmten Landstrich festgehalten werden soll.

Beispiele: Lyophyllum favrei: nach dem frz. Mykologen Favre; Kuehneromyces mutabilis: nach dem frz. Mykologen Kühner; Rozites caperata: nach dem frz. Mykologen Roze; Xerocomus moravicus: nach dem Vorkommen in Mähren.


Das Verzeichnis

Im folgenden möchte ich daher eine Übersicht über die bei Pilzen am häufigsten vorkommenden Bezeichnungen geben. Wie schon erwähnt handelt es sich um lateinische (oder griechische die lateinisiert wurden) Wortstämme, die entsprechend abgewandelt werden, indem Suffixe angehängt werden.

Beispiel: Inocybe aeruginascens

Gattungsname:
Wortstämme: Ino-: Faser, cybe-: Kopf
Also bedeutet der Gattungsname 'Inocybe' faseriger Kopf oder Faserkopf (Im Deutschen: Rißpilz, wegen der oft faserig aufreißenden Huthaut).

Artname:
Wortstamm: aerug-: blau-grün, grün
Suffix : -ascens: werdend, fast, etwas

Also : Inocybe aeruginascens = Grünwerdender Faserkopf, daher auch der deutsche Name Grünlichverfärbender Rißpilz.


Alphabetisch geordnete Wortstämme
A B C D E F G H IJK L M N O PQ R S T U V WXYZ
Suffixe


und dann bei den Suffixen nachschauen, ob sich der Name konstruieren läßt.
Viel Spaß beim Entschlüsseln!

Quellen:

D. Arora
Mushrooms Demystified
Ten Speed Press, Berkeley, 1986

Lexikon der Biologie
Herder, Freiburg, 1983-1994

Tyndalo
Pilzatlas

© Georg Müller, 1996-97
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