Einleitung
Die Frühjahrslorchel, die früher als guter Speisepilz galt, hat schon
mehrfach schwere, ja tödliche Vergiftungen hervorgerufen. Trotz der
altbekannten Tatsache, daß der Pilz abgekocht werden muß, um den
Giftstoff zu entfernen, sind auch nach korrekt hergestellten Mahlzeiten
Todesfälle vorgekommen.
Pilze
Gyromitra esculenta (Frühjahrslorchel)
und einige andere Gyromitra sowie verwandte Arten.
Symptome
Der Verlauf der Vergiftung ähnelt dem des Phalloides-Syndromes in bezug
auf die Zweiphasigkeit der Symptome. Nach einer Latenzzeit von 6-12 Stunden
treten Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen jedoch nur selten
wäßrige Durchfälle auf. In leichten Fällen klingen diese
Beschwerden nach 2-5 Tagen ab. Bei der schwereren Verlaufsform kommen nach
dieser Zeitspanne Anzeichen von Leberschäden sowie z.T. Störungen
des Zentralnervensystems vor. Todesfälle durch Hirnödem,
Kreislaufkollaps oder Atemstillstand
nach 2-3 Tagen sind möglich.
Gifte
Das verantwortliche Gift wird als Gyromitrin bezeichnet. Es ist hitzelabil,
leicht flüchtig und wasserlöslich, weswegen die
Frühjahrslorchel früher nach zweimaligem Abkochen oder längerem
Trocknen gegessen wurde und auch Marktpilz war. Im menschlichen Körper
wird das Gyromitrin in das giftige Monomethylhydrazin umgewandelt, das
auch als Raketentreibstoff Verwendung findet. Der Gehalt an Gyromitrin
in den Pilzen schwankt stark, was neben Akkumulierungseffekten die
Erklärung dafür sein könnte, daß manche Personen die
Lorchel folgenfrei jahrelang genossen haben, während andere schwere
Vergiftungen erlitten. Die tödliche Menge an Gyromitrin liegt bei ca.
1-2 g für einen Erwachsenen. Monomethylhydrazin ist wesentlich giftiger:
hier reichen bereits 4-8 mg pro kg Körpergewicht.
Gyromitrin, giftige Hydrazine
|
|