Mushrooms and Toadstools of Britain and Europe |
Regis Courtecuisse, Bernard Duhem Mushrooms and Toadstools of Britain and Europe Harper Collins, 1995 ISBN: 0-00-220025-2 £14.99 | |
Pilze ausschließlich nach mit bloßem Auge erkennbaren
Merkmalen bestimmen? Leider nicht möglich. Das vorliegende Buch des
französischen Mykologen Regis Courtecuisse will dennoch versuchen
ca. 3500 (!) Arten mittels makroskopischer Merkmale zu unterscheiden,
davon 1751 farbig abgebildet durch den französischen Naturmaler
Bernard Duhem. Leider liegt bislang keine deutsche Bearbeitung des
1994 erschienenen französischen Originals vor, so daß
hier die englische Übersetzung besprochen wird. Das Hauptziel des Buches liegt darin, einen möglichst vollständigen Überblick über die Pilzflora Europas zu geben, mit Schwerpunkt auf West- und Mitteleuropa wobei aber auch die häufig vernachlässigten Regionen Nord- und Südeuropas berücksichtigt werden. Das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf den Blätterpilzen; Ascomyceten, Aphyllophorales und Gasteromyceten werden nur durch einige wichtige Vertreter repräsentiert (z.B. gibt es keine Abbildung der Krausen Glucke, des Schwefelporlings oder des Riesenbovists). Ein ausführlicher Textteil beschäftigt sich eingehend mit allgemeiner Pilzkunde, Ökologie, Gefährdung, Nutzen und Systematik der Pilze. Zudem werden die wichtigsten Pilzvergiftungssyndrome vorgestellt (teilweise etwas fragwürdig: Die Bastien-Methode beim Phalloides-Syndrom wird befürwortet und die Aussagen zum Psilocybin sind lächerlich). Daran anschliessend befindet sich ein sehr umfangreicher Bestimmungsschlüssel (über 70 Seiten im Kleindruck), der ausschließlich nach makroskopischen Gesichtspunkten vorgeht, bei den Gattungen mit vielen nur mikroskopisch bestimmbaren Arten wird aber auf die Schwierigkeit hingewiesen; teilweise muß der Benutzer dann im Abbildungsteil die Bestimmung durch "Vergleichen" der Bilder selbst vornehmen (diese Arten sind dann im Schlüssel nicht enthalten). Ein Nachteil des Schlüssels ist das Fehlen der Autorenzitate bei den wissenschaftlichen Namen, das macht sie z.T. nutzlos. Auch erscheinen nur die abgebildeten Arten im Register, so daß die im Schlüssel erwähnten Pilze teilweise schwer auffindbar sind. Ansonsten ist der Schlüssel gut zu benutzen, wenn auch manchmal etwas knapp, was zu Unsicherheiten führt. Der Abbildungsteil besteht aus 1751 Aquarellen der Pilze, die sich im Stil von "M. Bon 'Pareys Buch der Pilze'" auf der rechten Seite befinden, die dazugehörigen Texte auf der linken Seite. Die Abbildungen sind von überwiegend guter Qualität, zeigen aber oft nur ein einzelnes, ausgewachsenes Exemplar des jeweiligen Pilzes, teilweise mit der entsprechenden Begleitpflanze. Bei den Täublingen wird die Sporenpulverfarbe ebenfalls dargestellt. In den kurzen Texten werden die wichtigsten Merkmale vorgestellt; die zur Artabgrenzung relevanten in kursiver Schrift. Interessant ist die Angabe zur Verbreitung (und eventueller Einträge in nationalen Roten Listen) in den europäischen Ländern. Ähnliche nicht abgebildete Arten werden am Textende erwähnt. Zu jeder Gattung wird die derzeit bekannte Gesamtartenzahl in Europa angegeben, was eine gute Einschätzung des Anteils der davon im Buch behandelten zuläßt. Insgesamt bietet das Buch einen beeindruckenden Überblick der europäischen Pilzflora mit Schwerpunkt auf den Röhrlingen und Blätterpilzen. Die makroskopisch bestimmbaren Gattungen werden fast vollständig erfaßt. Anfänger sind aber wohl angesichts der Artenflut überwältigt. Dem Fortgeschrittenen fehlen vielleicht die Mikromerkmale was aber in einem kaum 500-seitigen Werk nicht machbar wäre. Trotzdem handelt es sich hierbei um die kompletteste bebilderte einbändige Pilzflora Europas. Und die allesamt von einem Künstler stammenden Bilder sind für sich schon ein Gesamtkunstwerk das den Kauf lohnt. Fazit: Ein richtiger Pilznarr braucht dieses Buch! Eine deutsche Bearbeitung ist wünschenswert. Wertung: 85 % Eignung: Anfänger bis Fortgeschrittene |